Der Hybrid-Liga stehen am dritten Spieltag gleich zwei Premieren bevor: Es wird einen Live-Stream der Partien geben, und es wird ein ehemaliger Weltmeister am Millennium-Turnierbrett sitzen.

Die Niedersachsen-Auswahl wird im Match gegen den Bundesligisten SF Berlin ihren Coach Rustam Kasimdzhanov als Spieler einsetzen und einen Kommentar der Partien live im Internet zeigen. Insgeheim wird gemunkelt, es könnte noch zu einer dritten Premiere kommen: pünktlicher Beginn der Partien – am Mittwoch um 18.30 Uhr.

In der Spitze wird im Hybrid-Masters von Millennium längst meisterhaftes Schach gespielt. Das war jetzt in der zweiten Runde wieder zu sehen, als Werder Bremen den hauptamtlichen Trainer seiner Schachabteilung ans elektronische Brett schickte:

 

Jonathan Carlstedt ist auf dem Papier zwar „nur“ IM, hat aber GM-Spielstärke, wie drei GM-Normen zeigen. Der Titel fehlt ihm, weil ihm (noch) die Elozahl über 2500 fehlt, die für die Ernennung zum Großmeister Bedingung ist. Diese Seltenheit im Schach ist in Carlstedts Familie übrigens die Regel: Seinem Vater Matthias Bach geht es ganz ähnlich: Bach ist FIDE-Meister mit drei IM-Normen. Zum IM-Titel fehlt ihm nur die Elozahl über 2400.

Einen echten Großmeister, der am Millennium-Turnierbrett hybrides Schach spielt, gab es ja auch schon. Beim freundschaftlichen Match Berlin versus Thessaloniki entkorkte Adrian Mikhalchishin eine Glanzkombination, die „Perle von Thessaloniki“:

 

Und jetzt die „Perle von Hannover“? Rustam Kasimdzhanov wird es nicht leicht haben, eine solche zu erschaffen, bekommt er es doch mit einem Kollegen aus der Großmeisterzunft zu tun: Schachbundesligist SF Berlin hat in den eigenen Reihen nach einem würdigen Gegner für Kasimdzhanov gefahndet – und Marco Baldauf gefunden. Wie der gelegentlich mit anderen Großmeistern umspringt, hat er unlängst in der Bundesliga demonstriert:

 

Und es ist ja nicht nur Baldauf.

Um den sich anbahnenden Siegeszug der Niedersachsen zu verhindern, stellen die Berliner noch einen zweiten Großmeister auf. Rainer Polzin, bekannt auch als einer der Köpfe der Berliner Bundesliga-Endrunde (die 2022 womöglich in Bremen ausgetragen wird), soll am dritten Brett für Berlin punkten. Mit dieser Aufstellung sollten die Berliner eine veritable Chance haben, den Niedersachsen einen oder gar beide Punkte abzuknöpfen.

Am Mittwoch ab 18.30 Uhr werden wir es sehen. Liveübertragung der Partien wir immer auf Lichess und Tornelo, außerdem, eine Premiere, zum ersten Mal im Schachfernsehen.

(Titelfotos: Schachbundesliga, Theo Heinze)